Kubotan

Wer sich bei nächtlichen Ausflügen in der Innenstadt oder Spaziergängen auf dem Land verteidigen möchte, der kann mit etwas Training und einem Kubotan ein wirkungsvolles Mittel finden. Beliebt ist das Kubotan wegen seiner leichten Handhabe, Effektivität und Anfängerfreundlichkeit. In diesem Artikel geht es um die Verwendung, den Nutzen sowie um rechtliche Ausnahmen bei der Führung des Kubotans.

Was ist ein Kubotan?

Das Kubotan ist ein stabähnlicher Gegenstand, der zur Selbstverteidigung im Nahkampf dient. Er ist kaum größer als ein Kugelschreiber, kann aber bei richtiger Anwendung den notwendigen Schaden anrichten, um eine kommende Gefahr abzuwenden. Wegen seiner Größe findet es auch als Schlüsselanhänger Verwendung, wodurch man stets ein griffbereites und leicht verdeckbares Verteidigungsmittel zur Verfügung hat.

Es wird fälschlicherweise oft “Kobutan” oder “Kubaton” genannt, was allerdings durch den Erfinder schnell widerlegt werden kann: es war nämlich der Japaner Takayuki Kubota, der die Stiftwaffe im Auftrag von Senator Edward M. Davis für die weiblichen Mitglieder der Los Angeles Police entwickelte. Die Waffe wurde nach ihm benannt und ist seit 1978 patentiert zum Verkauf erhältlich.

kubotan selbstverteidigungsstift

Das Design ist eine Anlehnung an den sog. „Hashi Stick“, einem bambusartigen Stock, der von Kubotas Vater Denjiro entwickelt wurde.

Wie verwendet man ein Kubotan?

Die Nutzung des Kubotan findet sich in diversen Kampfkünsten (wie Kobudo, Modern Arnis, ATK, Krav Maga, Ju-Jutsu, Karate oder Jiu-Jitsu) wieder. Dort wird es für Hieb- und Schlagtechniken benutzt, die gezielt auf Knochen und Nerven zielen. Dabei ist auch oft die Rede von „Schlag- und Druckverstärkern“, die mit wenig Kraft große Schmerzwirkungen verursachen können. Es werden meistens Schultern, Ellenbogen, Solarplexus, Rippen und Handgelenkknochen anvisiert, welche leichter getroffen werden können. Wegen der Empfindlichkeit der angezielten Druckpunkte ist ein Kubotan auch gegen körperlich überlegene Gegner sehr effektiv.

Die Handhabe ist ähnlich wie beim „Yawara“ oder dem „Koppo Stick“, da man die Waffe wie ein Stab in der Faust halten (für Hiebe) oder auch zwischen den Fingern klemmen kann (für Stöße).

Da ein Kubotan oft als Schlüsselanhänger getragen wird kann man es als Schleudergriff benutzen, um die befestigten Schlüssel wie einen Hammer auf den Gegner zu schwingen. Dabei wird ein Finger in den Schlüsselring gelegt, um mehr Kontrolle über den Schwung zu haben.

Um das Kubotan jedoch richtig und wirkungsvoll zu nutzen bedarf es einiger Trainingseinheiten. Dabei ist besonders das mentale Training wichtig, damit auch in Angstsituationen die volle Kontrolle bewahrt werden kann.

Die notwendigen Techniken sind meist schnell erlernt und können von zuhause aus trainiert werden, doch der Moment eines Angriffs kann bei vielen Menschen zur Schockstarre führen, wodurch auch eine makellose Führung des Kubotans nichts mehr nützen könnte. Auch wenn jede Selbstverteidigungswaffe eine gewisse Beherrschung und Willensstärke erfordert ist das Kubotan eine noch anspruchsvollere Nahkampfwaffe. Das liegt daran, dass der Kampf aus nächster Nähe geführt werden muss und meist mit einem direkten Körperkontakt zusammenhängt. Man kann hierbei dem Angreifer tief in die Augen sehen. Eine Situation, die bei einigen Menschen zu Panik führen kann. Dementsprechend verstärkt eine solche Kampfsituation die Ängste von angegriffenen Personen, wodurch wiederum Fehler bei der Ausführung vorkommen können.

Ist der Besitz eines Kubotans in Deutschland erlaubt?

Nach dem Entschluss des Bundekriminalamtes (vom 05. März 2008) wurde das Kubotan nicht als Hieb- und Stoßwaffe eingeordnet und ist somit nicht illegal. Demnach ist der Kauf, das Tragen sowie die Benutzung (natürlich nur zur Selbstverteidigung) ebenfalls erlaubt. Ein Waffenschein ist dazu nicht notwendig.

Rechtssituation in anderen Ländern

Obwohl man ein Kubotan in Deutschland ohne Bedenken kaufen und tragen darf sollte man auch die Rechtslage in anderen Ländern vor Augen haben. Bei einem Urlaub kann es nämlich schnell passieren, dass man beim Überschreiten der Grenzen (auch ohne Absicht) eine Straftat begeht. Besonders in Zeiten von immer häufiger werdendem Terrorismus gehen Behörden rigoros mit solchen Fällen um, und nicht selten werden Urlauber wegen nachlässigem Handeln hart bestraft.

Österreich: In Österreich ist das Kubotan keine Waffe im klassischen Sinne (nach §1 des Waffengesetzes 1996), sondern ein Übungs- und Trainingssportgegenstand. Als Schlüsselanhänger wird es zwar nicht gerne gesehen (besonders nach Erfahrungen mit der Polizei), ist aber nicht illegal und kann deswegen sorglos getragen werden.

Schweiz: In der Schweiz gehört es allerdings zu den verbotenen Waffen und ist deshalb strikt verboten.

Großbritannien: In Großbritannien zählt das Kubotan zu den Angriffswaffen und ist verboten.

USA: In den USA sind Kubotans (oder stabähnliche Gegenstände) als Handgepäck verboten. In der Öffentlichkeit ist die Rechtslage unstimmig, weswegen definitiv ein Rechtsberater hinzugezogen werden sollte. Stabähnliche Waffen sind in beiden Fällen strikt verboten, wenn sie Stacheln oder andere abstehende Elemente besitzen.

Wo kann ein Kubotan gekauft werden?

Das Kubotan kann in schlichtem Design sowie mit funktionalen (oder optischen) Änderungen erworben werden. Es ist anzumerken, dass man nach ausreichendem Training auch mit der klassischen Variante ein effektives Mittel zur Verteidigung besitzt. Diese kostet meist weniger als 10 Euro und bietet dieselbe Qualität wie ausgefallene Modelle. Doch wie bei jedem Produkt geht es nicht immer um den Preis:

Im Fachhandel

Der erste Vorteil von Fachhändlern ist, dass man Produkte testen und somit die Handhabe überprüfen kann. Beim Kubotan ist es wichtig, dass es gut in der Hand liegt und nicht rutscht. Man kann darüber hinaus auf Anhieb erkennen, welche Modelle zu kurz oder zu lang für die eigene Hand sind. Beim Online Shop müsste man die eigene Hand abmessen und wüsste immer noch nicht, ob das Produkt nicht zu dick oder nicht ergonomisch wäre. Bei Selbstverteidigungswaffen ist auch die Beratung wichtig, da ein speziell ausgebildeter Fachmann das individuelle, passende Modell finden kann. So kann es in einzelnen Fällen vorkommen, dass ganz bestimmte Variationen der Waffe zum Körperbau und der Hand passen. Im Falle einer Gefahr kann die Wahl des falschen Modells fatale Folgen haben.

Der Nachteil ist natürlich der längere Weg zum nächsten Fachhandel, der in einigen Fällen weite Strecken fordert. Da Fachhändler im Vergleich zu Online Shops höhere Kosten decken müssen, werden auch die Preise höher ausfallen.

Im Online Shop

Wer sich lange Fahrten ersparen möchte und nicht allzu viel Aufwand für eine Selbstverteidigungswaffe betreiben möchte kann natürlich auch den Komfort eines Online Shops nutzen. Hier ist der Preis meist niedriger und das Produkt ist mit ein paar Klicks unterwegs. Die Auswahl ist um ein vielfaches größer als im Fachhandel, und Bewertungen bieten mehr Sicherheit als das Wort eines Verkäufers. Testberichte und Anleitungen können dabei in Ruhe durchgelesen werden, um sich selber ein Bild vom Produkt zu machen.

Doch wer die Wahl der eigenen Selbstverteidigungswaffe ohne Überlegen trifft könnte es im Ernstfall bereuen. Ohne professionelle Beratung und ohne Sicherheit, dass das Produkt auch sicher in der Hand liegt, fehlen grundlegende Informationen zum richtigen Gebrauch. Natürlich könnte man damit argumentieren, dass unpassende Ware zurückgeschickt werden kann. Doch bevor man mehrere Wochen auf das richtige Produkt wartet kann man genauso gut auf Sicherheit setzen und einen Fachhändler aufsuchen.

Tipps beim Kauf eines Kubotans

Die Länge und Breite des Kubotans ist wichtig für eine richtige Ausführung im Kampf: beim Halten in der geschlossenen Hand sollte ein Kubotan an beiden Enden überstehen. Nur so kann man bei einem Hieb sichergehen, dass die Spitze den gewollten Schmerzpunkt trifft. Übliche Maße sind 13cm bis 15cm in der Länge und 1cm bis 2,5cm in der Breite. Die Enden sind manchmal spitz, um die Kraft auf einen kleineren Punkt zu bündeln. Doch auch abgerundete Enden müssen keine geringere Effektivität in Kauf nehmen, da lediglich die Nervendruckpunkte im Kampf ausschlaggebend sind.

 

 

Um das Kubotan fest in die Hand nehmen zu können sollte man beim Kauf auf eine wellenartige Struktur (=Rillengriff) achten. Dies verhindert, dass es bei einem heftigen Schlag aus der Hand rutscht und in die eigene Richtung geschleudert wird. Das gewählte Material kann sowohl Stahl und Aluminium als auch Kunststoff sein, wobei die Wahrscheinlichkeit von Schäden am Griff durch härtere Materialien geringer ist.

In welchen Situationen ist ein Kubotan wirksam?

Das Kubotan ist hauptsächlich im Nahkampf (engl. „Close Quarter Combat“, kurz CQC) zu gebrauchen. Wie oben erwähnt dient es dazu, dem Gegner damit auf Nerven oder andere empfindliche Stellen zu drücken oder zu schlagen, um erhebliche Schmerzen zu verursachen und einen etwaigen Kampf zu verhindern. Dadurch ergibt sich, dass ein Kubotan nur im Angriff Verwendung findet, nicht aber um Schläge (mit und ohne Waffen) abzuwehren. Dafür ist es zu klein, wodurch man Schäden an Fingern und Handaußenfläche riskieren würde. Zum Werfen eignet es sich auch nicht, da das Gewicht nicht optimal für einen Wurf verteilt wird. Trägt der Gegner jedoch eine Stichschutzweste, müssen andere empfindliche Stellen ausgemacht werden.

Welche Alternativen gibt es zum Kubotan?

Neben dem Kubotan sind auch sog. Tactical Pens sehr beliebt, da sie multifunktional genutzt werden können: man kann mit ihnen schreiben wie bei einem normalen Kugelschreiber, und im Falle von Gefahr kann man auch damit zustoßen. An dieser Stelle ist anzumerken, dass Tactical Pens (entgegen der Meinung vieler) nicht töten, da ihre Spitzen sehr abgerundet sind. Auch hier ist das Ziel, dem Gegner lediglich genug Schaden zuzufügen, um fliehen zu können.

Wegen der oben genannten rechtlichen Einschränkungen in einigen Ländern lohnt es sich, den Umgang mit unkonventionellen Waffen zu üben. Da das Kubotan (ähnlich wie Tactical Pens und andere Nahkampfwaffen) in seiner reinsten Form „nur“ ein harter Kurzstock ist, kann man mit einer harten Bürste oder sogar mit einer E-Zigarette ähnliche Ergebnisse erzielen. Diese alltäglichen Gegenstände werden bei Kontrollen definitiv nicht als gefährlich angesehen und kosten etwas weniger als traditionelle “Palm Sticks”. In Ausnahmefällen (bspw. im eigenen Haus) kann eine Bürste auch verfügbarer sein als ein Kubotan. Messer, Elektroschocker sowie andere Nahkampfwaffen unterliegen strengeren Regeln und besitzen spezielle Anforderungen und können darüber hinaus auch deutlich mehr Schaden anrichten.

Wer die Verteidigung im Nahkampf scheut kann sich mit Pfefferspray oder Teleskopschlagstock eine Alternative anschaffen, die sicherer in der Entfernung, aber auch schwerer im Umgang ist. Diese Waffen sind nicht immer greifbar oder benötigen Zeit zum ausholen. Zeit, die im man im Falle eines Kampfes vielleicht nicht hat.