Der alpine Wintersport ist für viele Menschen ein absoluter Hochgenuss. Dieser wird jedoch alljährlich von Meldungen über Lawinen erschüttert.
Was ist eine Lawine und wie entsteht sie?
Lawinen sind Schnee- und Eismassen, die sich von Berghängen lösen und mit bis zu 300 km/h in Talrichtung rutschen. Dabei wird zwischen sehr Lawinenarten unterschieden.
Schneebrettlawinen
Diese besondere häufig vorkommende Lawinenart kommt niemals aus heiterem Himmel. Es ist vielmehr die Summe verschiedener Faktoren, die eine Schneebrettlawine auslösen. Dazu gehören
- Eine Hangneigung von mehr als 30 Grad
- Gebundener Schnee
- Eine Schwachschnee Schicht
- und die Zusatzbelastung (der Faktor Mensch)
Die Zusatzbelastung sind wir Wintersportler selbst. Das Fahren, ein Sturz oder das Fahren in Gruppen kann die Lawine bereits auslösen.
Lockerschneelawinen
Staublawinen
Eislawinen
Fließlawinen
Ober- und Grundlawinen
Hang- und Tallawinen
Skifahrer, Snowboarder, Freerider und Tourengeher fürchten sich vor allem vor der Schneebrettlawine oder der sich daraus entwickelnden Staublawine.
Wann treten Lawinen häufig auf
Das Wetter ist ein entscheidender Faktor. Bei Temperaturen unter 0 Grad, starkem Wind und schwach verfestigtem Altschnee genügen bereits wenige Zentimeter Neuschnee.
Wie kann ich mich vor einer Lawine schützen
Auf den präparierten Pisten ist das Risiko von einer Schneelawine erfasst zu werden geringer, als abseits. Vor dem Aufbruch ins Skigebiet kann aber ein kurzer Blick auf die Webseite des Skigebietes bereits Auskunft darüber geben, ob Lawinengefahr besteht.
Wer lieber abseits der Pisten in unwegsamen Gelände unterwegs ist, sollte diese Möglichkeit der Prävention sowieso immer vorher nutzen.
Die meisten Todesopfer lösen die Lawine selber aus. Deshalb ist eine Sachkunde unablässlich. Wer im Powder oder Tiefschnee abseits der Pisten fahren möchte, muss Lawinenkundig sein, damit er nicht selbst zur Ursache des Problems wird.
Viele Skiverbände und Skigebiete bieten dazu kompakte Lawinenkurse an.
Wissen, wo man Fahren kann
Machen Sie sich vorher mit dem Gelände vertraut und holen sich sämtliche Informationen ein. Fragen Sie vor Ort nach den Risiken und schauen Sie sich auch die Statistiken des Geländes genauer an. Wird das Gebiet häufig von Lawinen heimgesucht herrscht besondere Vorsicht.
Jedes Jahr sterben allein in den Schweizer Alpen etwa 25 Menschen durch Lawinenunglücke. 120 Personen sind es ca. in den gesamten Alpen.
Anrisskanten erkennen
Wenn man sich im Gelände befindet und eine Anrisskante erkennt, ist dieses Gebiet hochgradig Lawinen gefährdet.
Wetter deuten lernen
Um die Lawinenwahrscheinlichkeit selbst bestimmen zu können muss man sich neben den Ortskenntnissen und dem Wissen um die Entstehung von Lawinen auch mit dem Wetter auseinander setzen und lernen zu verstehen, welche Wetterbedingungen dazu führen, Lawinen auszulösen. Auch der Wind spielt eine gewichtige Rolle, denn er sorgt für den Triebschnee.
Ausrüstung
Es gibt eine Vielzahl an Ausrüstungsgegenständen, mit denen Sie zwar nicht mehr präventiv handeln können, aber im Falle einer Lawine ihre Überlebenschancen steigern können.
Eines der modernsten Systeme um eine Lawine zu überleben ist der Lawinenrucksack der innerhalb von Sekundenbruchteilen einen Airbag auslöst und den Träger dadurch versucht, so nah wie möglich an der Oberfläche der Lawine zu halten. Eine Lawinenschaufel, eine Sonde und ein LVS System sind hier ebenfalls zu nennen.
Lawinenrucksäcke sind absolut empfehlenswert. Statistisch gesehen haben 97% aller Lawinenopfer, die einen Lawinenairbag getragen haben, die Lawine auch überlebt. Während die meisten Airbags im Sport eher dazu verwendet werden, den Körper vor einem Aufprall zu schützen, hält der Lawinenairbag seinen Träger soweit wie möglich oberhalb einer Lawine und stattet ihn mit zusätzlichen Luftkammern aus, die die Überlebenschancen bei einer Bergrettung deutlich steigern.
Verschiedene Modelle im Review
Lawinenrucksack – Abseits der Piste
Wer als Ski- oder Snowboarder abseits der Pisten im unberührten Schnee fährt, begibt sich in ein ungleich höheres Lawinenrisiko. Auf präparierten Pisten ist das Tragen eines Lawinenairbag daher längst nicht so verbreitet. Freerider, Touren Skifahrer und auch Helikopter-Ski machen den Einsatz der Ski Airbags jedoch absolut sinnvoll.
Lawinenrucksack – Funktion nach dem Paranuss Effekt
Die Hersteller für Lawinenrucksäcke mögen im Detail unterschiedliche Systeme anbieten, die Kernfunktion ist jedoch bei allen Rucksäcken gleich und wird landläufig Paranuss Effekt genannt. Wir kennen den Paranuss Effekt vom Müsli oder anderen granularen Medien. Wenn wir einen Müsli Dose nur lang genug schütteln, befinden sich die großen Körner und Teilchen oben, kleinere Teilchen unten.
Durch das Schütteln entstehen kurzzeitig Hohlräume. In diese Hohlräume rutschen die kleinen Teilchen. Da sich dieser Vorgang beim Schütteln zig mal wiederholt, sind die Teilchen am Ende nach ihrer Größe sortiert. Die Erkenntnis und das Wissen um den Paranuss Effekt haben die Hersteller von Lawinenrucksäcken für sich nutzbar gemacht.
Sobald ein Lawinenrucksack ausgelöst wird breiten sich Luftkammern mit beachtlichen 170 Liter Volumen aus und bilden somit ein „sehr großes Teilchen“. Der Träger des Rucksacks wird im Idealfall nahe an der Oberfläche gehalten was zwei immense Vorteile mitbringt.
- Es besteht die Möglichkeit zur Selbstrettung, da die rettende Oberfläche aus eigener Kraft erreicht werden kann
- Die Ortung und Bergung eines Verunfallten ist leichter. Einerseits können Körperteile aus der Lawine herausragen und anderseits müssen Helfer nicht mehr so tief graben.
Laut Wikipedia geht die Erfindung bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Ein Oberförster wurde von einer Schneebrettlawine erfasst und blieb nahe der Oberfläche, was er am mitgeführten Wildbret festmachte. Danach experimentierte er u.a. mit Kanistern und konnte den Effekt reproduzieren.
Verschiedene Hersteller – verschiedene Systeme
Ist das Grundprinzip doch immer gleich, gibt es dennoch Unterschiede bei den Lawinenairbag Systemen. Während ein ABS Rucksack mit Kartusche betrieben wird, kommt im Jetpack von Black Diamond beispielsweise ein Düsengebläse zum Einsatz.
Lawinenrucksack Test Berichte und Studien
- Studie des WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF
Nicht nur auf den Rucksack verlassen
Wer Lawinenschutz und Lawinenprävention ernst nimmt sollte neben den Lawinenairbags weitere Schutzmaßnahmen treffen. Zum einen sollte klar sein, dass man sich niemals alleine abseits der Pisten bewegt. Die klassische Lawinenausrüstung sollte unbedingt weiter mitgeführt werden
- Lawinenschaufel
- Lawinen Sonde
- Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät)
- Skihelm
Realistisch bleiben
Die Überlebenschancen mit Lawinenairbag sind statistisch gesehen größer. Dennoch wird die Statistik schnell ad absurdum geführt, wenn der Nutzer durch das Tragen seine persönlichen Fähigkeiten überschätzt. Frei nach dem Motto „Ich habe jetzt einen Lawinenairbag, was soll mir noch passieren“ werden Strecken und Routen angesteuert, die man ohne Rucksack vielleicht außen vor gelassen hätte. Durch das Tragen entwickelt man keine Superkräfte die einen aus jeder Gefahrensituation herausboxen.
Folgende Lawinenairbag Rucksäcke haben wir uns näher angesehen
Worauf ist bei der Ausstattung zu achten?
Ein Lawinenrucksack erfüllt nicht nur den Zweck, im Falle einer Lawine auszulösen sondern er eignet sich natürlich auch dazu, weitere Ausrüstungsgegenstände zu transportieren.
Die optimale Passform
Beim Sport darf der Rucksack nicht stören oder die Bewegungen des Skifahrers behindern. Die Hersteller der Rucksäcke verwenden daher Materialien von höchster Güte um eine optimale Passform und einen angenehmen Tragekomfort zu erzielen.
- Ein thermogeformter Rücken und ein Alugestell für größtmöglichen Tragekomfort
- Ein Hüftgut zur Entlastung der Schultern und zur besseren Verteilung des Gesamtgewichts
- Die Taschen und Reißverschlüsse müssen allesamt gut erreichbar und einfach zu bedienen sein. Auch mit Handschuhen.
Genügend Fächer und Stauraum für Ausrüstung
- Fell- oder Steigeisenfach für sicheren Transport der Ausrüstung
- Halterung für Ski oder Snowboard zum einfachen Transportieren
- Taschen und Fächer für weitere Lawinenschutz Systeme wie z.B. ein LVS
- Möglichkeit, weitere Packsäcke andocken zu können
- Ein separates Brillenfach
- Eine separate Aufbewahrungsmöglichkeit für das Handy oder Smartphone
Platz für zusätzliche Protektoren und Ausrüstung
- Einige Lawinenrucksäcke bieten die Möglichkeit, einen zusätzlichen Rückenprotektor zu integrieren. Dadurch wird bei einem Sturz zusätzlich die Wirbelsäule geschützt, da der Aufprall auf einen Stein oder das blanke Eis gedämpft und die Kraft über den Protektor verteilt wird.
- Möglichkeit, ein separates Trinksystem mit dem Rucksack zu verbinden
- Halterung für Skistöcke und Eispickel
Je nach Anwendung und der zu transportierenden Ausrüstung werfen Sie bitte auch einen Blick auf die Tragkraft des Rucksacks.
Wenn Sie einen Lawinenairbag kaufen möchten, sollte sie vorerst die Kriterien für sich bewerten um anhand ihrer Wünsche und Bedürfnisse entscheiden zu können.
Sie kennen weitere Kriterien und Funktionen? Dann hinterlassen Sie gerne einen Kommentar. Wir passen die Liste kontinuierlich an.
Die bekanntesten Hersteller von Lawinenrucksäcken
ABS
Hersteller ABS ist bereits seit etlichen Jahren als Anbieter für Lawinenrucksäcke bekannt und genießt einen sehr guten Ruf. Bereits 1985 hat ABS den ersten funktionierenden Lawinenairbag vorgestellt. Die Erfolgsgeschichte hält bis heute an.
Längst findet man die Produkte auch bei namenhaften und etablierten Kooperationspartner im Portfolio. Diese rüsten ihre Lawinenrucksäcke ebenfalls mit ABS Technik aus.
- Bergans
- Ortovox
- Dakine
- Vaude
- Haglöfs
- Deuter
- Salewa
- Northface
Hersteller ABS gilt als führender Hersteller für Lawinenrucksäcke. Mehr zum ABS Rucksack erfahren.
Pieps / Black Diamond
PIEPS JETFORCE BT Pack 25L Black – S/M
Das Ergebnis der Kooperation des führenden Herstellers digitaler Lawinensuchgeräte (PIEPS) und dem Markenhersteller Black Diamond nennt sich Jetforce Technologie. Im Gegensatz zu den anderen am Markt erhältlichen Airbagrucksäcken geht die Jetforce Technik einen anderen Weg. Hersteller PIEPS selbst spricht von einer Revolution am Markt des Lawinenschutzes. Denn hier wird nicht über ein Gaskartusche Luft in die Luftkammern gedrückt sondern über einen intgrierten Düsenantrieb. Dieser ist wiederaufladbar und somit mehrfach verwendbar und sehr praktisch.
BCA
bca Float 2.0 Lawinenrucksack, schwarz, 55 x 33 x 23 cm, 42 Liter
Die Firma BCA (Black Country Access) aus Boulder, USA, hat mit dem BCA Float ein einfach und leichtes Airbag System geschaffen, dass sich aufgrund des verhältnismäßig niedrigen Preises durchaus eine Zielgruppe erarbeitet hat. Zwischenzeitlich findet man Angebote bereits ab 350 € was je nach Vergleichsmodell eine Preisersparnis von 60-70% bedeuten kann.
Mammut
Mammut Lawinen-Airbag-Rucksack Ultralight Removable Airbag 3.0
Der Premiumhersteller Mammut bietet ebenfalls Lawinenausrüstung an und schickt gleich zwei unterschiedliche Systeme um um die Gunst von Freeridern und anderen Käufern zu buhlen.
Scott Alpride
Scott Lawinenrucksack Backcountry Patrol AP 30L Kit Backpack
Im Unterschied zu anderen Systemen wird der Scott Alpride von zwei kleinen Kartuschen betrieben. Dadurch ist der Alpride besonders flexibel im Transport, da andere Airbagsysteme Schwierigkeiten haben, im Flugzeug mitgeführt zu werden. Da das System rückstandslos entfernt werden kann, eignet sich der Rucksack auch für Berg- und Treckingtouren.